Das Angeln in der Nordsee ist ein beliebter Sport und macht mächtig Vergnügen. Ein Angelschein ist hier nicht erforderlich, und so kann jeder, der über das entsprechende Material und die nötige Geduld und Ausdauer verfügt, sein Anglerglück versuchen.

Auf Baltrum sind die Buhnen wie prädestiniert für den Erfolg, ragen sie doch in das schnell fließende Wasser der Wichter Ee. Kabeljau (Dorsch), Aal, Aalmutter und auch Scholle haben sich in den vergangenen Jahren allerdings etwas rar gemacht. Draußen vor der Insel fangen die Baltrumer mit ihren Booten gerne Makrele.

Seit sechs Jahren kommt der Wolfsbarsch nach Baltrum, je nach Wetterlage im Mai oder Juni bis es wieder kühler wird im September/Oktober. So lange dauert dann der Anglersommer.


Delikatesse

Der Wolfsbarsch ist ein edler und sehr schmackhafter Fisch. Vor gut 20 Jahren hieß es noch: „Der Wolfsbarsch kommt in der Nordsee nicht vor“, vor rund 10 Jahren war vorherrschende Meinung: „der Wolfsbarsch dringt als Sommerfisch nur vereinzelt bis in die südliche Nordsee vor“.

Etwa in den letzten sechs Jahren scheint sich das Wolfsbarschvorkommen vor den Ostfriesischen Inseln abnehmend von West nach Ost zu steigern, und seit etwa drei Jahren ist der Wolfsbarsch hier bereits der häufigste mit der Handangel gefangene Fisch.

Der Wolfsbarsch ist ein Edelfisch, sein Fleisch ist teuer, fest, gräten- und fettarm. In Frankreich gilt der „Loup de mèr“ als der begehrteste Meeresfisch für die feine Küche. Kaum ein anderer Fisch eint die Spannbreite von „Gourmet“ bis zur „Fischstäbchenfraktion“ wie der Wolfsbarsch.

Gute Drills
Der Wolfsbarsch ist ein gieriger Räuber und von daher vergleichsweise einfach zu fangen, als Edelfisch und Kraftpaket im Drill ist er bei den Sport- und den sog. „Kochtopfanglern“ gleichermaßen beliebt. Der Wolfsbarsch kann rund einen Meter lang und bis zwölf Kilogramm schwer werden. Die meisten gefangenen Fische liegen zwischen 40 und 60 Zentimeter. Wolfsbarsche wachsen sehr langsam. Etwa mit 12 bis 15 Jahren gilt der Wolfsbarsch als „ausgewachsen“. Seine Hauptnahrung besteht vorwiegend aus (Klein- und Jung-) Fischen, Krebsen und den sog. „Krabben“  (Nordseegarnelen) – ohne dabei Muscheln, Schnecken und Würmer zu verschmähen.

Wie, wann und wo man den Wolfsbarsch am besten fängt, kann viel diskutiert werden. Tatsache ist aber, dass jeder eine Chance hat: Sowohl in praller Sommermittagssonne, als auch in tiefschwarzer Nacht, bei Wind und Wetter, bei ablaufendem und bei auflaufendem Wasser gelingen wiederkehrend gute Fänge – wenn das Nahrungsangebot stimmt, dann ist der Wolfsbarsch da, sämtliche Tipps wissender Fachliteratur ignorierend. Die meisten Fische werden aber eindeutig bei ruhigem, „freundlichem“ Wetter gefangen. Die Gründe dafür sind aber wahrscheinlich nur eher menschlicher Natur – bei wenig Wind und wenig Welle kann man den Wolfsbarsch recht häufig „jagen“ sehen.
Der Wolfsbarsch dringt bei der Nahrungssuche regelmäßig in flachstes, mitunter nur knapp knietiefes Wasser vor und lässt sich mit einer Vielzahl von Angeltechniken fangen. Ob mit Wattwurmködern am Grundblei, mit Fischfetzen bestückte Posenmontagen (Wasserkugeln) oder Makrelenpaternoster, bis hin zum Fischen mit der Fliegenrute – alles hat schon Wolfsbarsche gefangen.

Anglerlatein
Am häufigsten wird dem Wolfsbarsch jedoch mit der Spinnrute (Wurfgewicht im Bereich zwischen 10 und 70 Gramm) nachgestellt. Einige Angler sind mit Gummifischen, Wobblern und Twistern unterschiedlichster Farben erfolgreich, die meisten Angler vertrauen schlanken Meerforellenblinkern der 15 bis 45g – Klasse, dabei gelten Meerforellenblinker mit einem hohen silber/chrom-Farbanteil (über die Saison und alle Tages- und Nachtstunden gesehen) als insgesamt am erfolgreichsten.  Bei windigem Wetter und welliger See bieten sich wegen der besseren Wurfweite und der Sinkgeschwindigkeit kleine Pilker von 30 bis 60g an.
Mit der Spinnrute wird bevorzugt von den Buhnen aus gefischt. In Spülsaumnähe und in der Mitte der Buhnenfelder lassen sich einige Wolfsbarsche erreichen, die meisten Fische werden (leider unter erhöhter „Hänger“-Gefahr) unmittelbar im Bereich der Buhnen, der Buhnenköpfe, sowie an und über deren (überspülten) Steinschüttungen gefangen. Mit guten 0,30er monofilen Schnüren lassen sich die meisten Fische sicher landen, doch es muss eben auch mit den großen, einen harten Drill liefernden Fischen oberhalb von 7 kg gerechnet werden…. geflochtene Schnüre sind im Vorteil.

Das „klassische“ Brandungsangeln vor unseren weiten, platten Stränden führt derweil weiterhin ein unbegreifliches Schattendasein. Zu unrecht. An vielen Tagen der Saison sind die Fänge mit dem Brandungsgeschirr besser, als von den in den Spitzenzeiten schon gut mit Spinnanglern besetzten Buhnen.

Buhnentaktik
Hilfreiche Taktik: Wer zwei Angel zur Verfügung hat, wirft mit der ersten möglichst weit aus – der Gezeitenstrom treibt das Blei in einem ¼-Kreisbogen zum Strand zurück, dabei wird automatisch eine sehr große Strecke abgefischt. Die zweite Angel – und das fällt vielen, vielen Anglern sehr, sehr schwer – MUSS das flache Wasser abfischen. Der „Wurf“ sollte in die erste Rinne oder in die ersten sich brechenden Wellen platziert werden. Mit gutem Gerät erreichen selbst halbwegs geübte Brandungsangler Wurfweiten von 90 bis 150 Metern – und stehen in der allergrößten Gefahr den Fisch zu überwerfen und wenig oder nichts zu fangen. Ein 15- Meter-Wurf erfordert Disziplin, und fängt meist mehr. Der Fisch kommt mit dem steigenden Wasser zum Fressen in zum Teil knietiefes Wasser. Nachts werden auch große Plattfische in nur wadentiefem Wasser geangelt. Nachts wird kaum gefischt, u.a. auch weil Spaß und nötige Disziplin für das Beangeln der ersten 25cm-„Pfütze“ vor den Füßen fehlen. Als Hauptschnur ist (anders als beim Spinnfischen) eine gute 0,30er monofile Schnur auch für die großen Wolfsbarsche ausreichend. Die (empfohlenen) schweren Wurfbleie sorgen dafür, dass der Fisch sich selbst sicher hakt. Durch das Anheben der schweren Bleie drillt sich der Fisch von selbst „müde“, es fängt die ersten wilden Fluchten des Fisches ab. So gesehen „entlasten“ schwere Bleie die Hautschnur. Gelandet wird der Fisch dann an der viel stärkeren Schlagschnur. Wattwurmköder fangen in der Brandung besser als Fischfetzenköder, für das Angeln auf Wolfsbarsche ist es sehr sinnvoll ein reflektierendes Spinnerblättchen vor den Haken zu montieren. In der Brandung wird fast ausnahmslos bei auflaufendem Wasser geangelt.

Baltrum Angelparadies
Von Baltrum aus ist das Angeln in der Nordsee frei. Ein Angelschein, Fischereischein oder irgendwelcher Erlaubniskarten bedarf es nicht (Stand Oktober 2006). Angler sollten folgende Vorgaben beachten: Das Mindestmaß für die Entnahme des Wolfsbarsches liegt bei 42 cm. Das Fanglimit liegt bei 2 Wolfsbarschen pro Angler und Tag.